Eloy de Jong: "Meine Tochter hat zwei Väter"

In CLOSER spricht der einstige Boygroup-Star über sein Leben als homosexueller Vater...

Mit "Caught in the Act" brachte er Millionen Mädchen in den 90er-Jahren zum Kreischen.

Eloy de Jong PBB 2017
Eloy de Jong PBB 2017 Foto: Sat.1
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Wie kamen Sie auf die Idee, nach 17 Jahren ein Comeback mit Caught in the Act zu wagen?

Ich bin in den vergangenen Jahren solo aufgetreten und habe die alten Hits gesungen. Die Leute hatten dabei viel Spaß. Als ich mich im Mai mit meinen früheren Band-Kollegen traf und wir merkten, dass wir uns noch immer gut verstehen, haben wir beschlossen, noch mal durchzustarten.

Einige Fans fragen sich, ob Geldprobleme ein Grund für die Reunion waren?

Das ist Quatsch! Ich habe einen eigenen Betrieb und entwickle Formate für TV-Produktionen. Das läuft ganz gut. Und Bastiaan ist ein sehr erfolgreicher Theater-Produzent und Moderator. Das Geld brauchen wir nicht.

Warum ist Benjamin Boyce nicht mehr dabei?

Wir hätten supergern zu viert unser Comeback gefeiert, aber Benjamin möchte lieber solo weitermachen. Wir finden es schade, aber es ist seine Entscheidung.

Stimmt es, dass Sie und Ihre Band-Kollegen viele Jahre keinen Kontakt hatten?

Ja, das ist richtig. Die letzten Jahre vor der Trennung haben wir uns nicht mehr so gut verstanden. Wir hatten in unserer Band-Zeit kein eigenständiges Leben, sondern einen Manager, der uns genau vorgab, was zu tun war. Er bestimmte, wann wir uns zu rasieren hatten, wie wir die Haare tragen sollten und welche Klamotten wir anziehen mussten. Nach unserer Trennung konnte jeder endlich so leben, wir er wollte.

Sie haben sich kurz nach der Auflösung 1999 als homosexuell geoutet...

Ja, damals war ich schon eine Zeit mit Stephen Gately von Boyzone zusammen. Unser Outing war nicht ganz freiwillig. Es gab eine Person, die unsere Liebesgeschichte verkaufen wollte. Als wir davon erfuhren, sagten wir: Jetzt ist es genug. Wir wollten uns nicht länger verstecken. Die Freiheit, die ich durch mein Coming-out erhalten habe, ist unbezahlbar. Ich führe heute mit meinem Partner Ibo ein glückliches Leben. Wir sind seit acht Jahren zusammen, wohnen in einem schönen Apartment in Utrecht und sind seit vier Jahren stolze Väter einer wunderschönen Tochter. Sie heißt Indy.

Wer ist Indys Mama?

Eine gute Freundin von uns, die wir schon sehr lange kennen. Wir haben uns vor fünf Jahren zu dritt entschieden, Eltern zu werden. Wir teilen uns das Sorgerecht für Indy und auch sonst alles. Indy lebt montags bis mittwochs bei uns und donnerstags und freitags bei ihrer Mutti. An den Wochenenden wechseln wir uns ab.

Ist das fürs Kind nicht anstrengend?

Nein, Indy kennt das nicht anders. Es gibt so viele Eltern, die geschieden sind und sich nicht mehr verstehen. Wir sind Freunde, wir besprechen alles miteinander. Einmal im Monat treffen wir uns zum Essen und reden über wichtige Entscheidungen und Erziehungsfragen. Wir gehen auch zu dritt zu Elternabenden. Indy hat drei Menschen, die sie lieben – eine Mutti und zwei Väter.

Wie erklären Sie ihr das?

Wir haben Bücher zu Hause, die ganz kindgerecht erzählen, dass es viele verschiedene Möglichkeiten einer Familie gibt. Indy weiß, dass sie von einem von uns das biologische Kind ist und vom anderen das Herzenskind. Zudem haben wir mit den Erziehern ihrer Schule besprochen, dass unsere Familien-Konstellation in die Geschichten, die dort erzählt werden, integriert wird. Wenn Indy älter wird und irgendwann wissen will, wie Babys gemacht werden, werden wir ihr sagen, wer ihr biologischer Vater ist. Wir wissen es und die Mutter natürlich auch, aber Indy ist dafür mit ihren vier Jahren noch zu jung.

Haben Sie als homosexueller Vater mit Vorurteilen zu kämpfen?

Ich war kürzlich mit meinem Partner und Indy auf einer Geburtstagsparty – da fragte mich jemand: „Schöne Tochter, aber wer ist der Vater?“ Als Ibo und ich antworteten, wir seien beide die Väter, meinte die Person: „Das geht nicht. Nur einer kann der Vater sein.“ Da habe ich gesagt: „Hör mal, unsere Tochter steht hier. Ich glaube nicht, dass wir diese Geschichte auf einer Geburtstagsparty vor ihr besprechen müssen.“ Solche taktlosen Dinge höre ich häufiger …

Hätten Sie gern noch mehr Nachwuchs?

Wir haben noch ein zweites Kind, es ist ein Engel. Indy ist ein Zwilling und hatte ein Brüderchen. Unser Sohn Milon ist leider kurz nach der Geburt gestorben. Indy kam in der 25. Schwangerschaftswoche mit nur 730 Gramm zur Welt und Milon in der 24. Woche. Er hat es nicht geschafft. Indy weiß, dass es ihn gab. Wir reden zu Hause über ihn. Und montags gehe ich mit Indy oft zu dem Platz, an dem Milon beerdigt wurde. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ja, ein weiteres Kind könnten wir uns sehr gut vorstellen.

Welche Werte möchten Sie Indy vermitteln?

Ich erziehe Indy ganz offen. Sie soll wissen, dass es in Familien zwei Väter oder zwei Mütter geben kann und dass alle Menschen – egal, welche Hautfarbe sie haben – gleich sind. Ich hoffe, dass Indy irgendwann ein Instrument spielt, und ich habe ihr auch schon eine Gitarre gekauft. Das Wichtigste aber ist, dass Indy weiß, dass sie alles mit ihren Eltern besprechen kann. Das war in meiner Kindheit leider nicht so.

Wie meinen Sie das?

Mein Vater hat nie akzeptiert, dass ich auf Männer stehe. Wenn ein schwuler Mann im Fernsehen zu sehen war, sagte er immer: „Weg damit“ – und schaltete sofort um. Damals war ich in einem Alter, in dem ich noch nicht wusste, dass ich auch auf Männer stehe. Ich dachte nur: „Ich hoffe nicht, dass ich anders bin …“ Ich habe lange nicht verarbeiten können, dass ich schwul bin.

Wann haben Sie es bemerkt?

Im Teenager-Alter. Ich habe damals erst mit meiner Schwester gesprochen und am gleichen Abend noch mit meiner Mutter. Sie hat’s dann meinem Vater erzählt, und für ihn war das ein großes Problem …

Was sagt Ihr Vater heute dazu, dass Sie eine Tochter haben?

Er lebt schon lange nicht mehr. Er starb bereits, als ich noch in der Band war. Meine Mutter ist glücklicherweise noch da – sie liebt mich und ist stolz auf ihre Enkeltochter.

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