Ex-"Tagesschau"-Sprecher

"Ernsthaft?": Nach Job-Kritik - Constantin Schreiber verteidigt sich

Vom ARD-Flaggschiff zur Springer-Gruppe: Constantin Schreibers Jobwechsel sorgt für hitzige Diskussionen. Jetzt hat sich Schreiber selbst zu Wort gemeldet.

Constantin Schreiber im Fernsehstudio. Er trägt eine Lederjacke und ein weißes T-Shirt. - Foto: IMAGO / HMB-Media

Constantin Schreiber lässt sich von der Kritik nicht beirren.

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Redakteur
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Der Abschied von der "Tagesschau" verlief auffällig leise, anschließend war der Aufschrei umso lauter. Constantin Schreiber wechselt nach über acht Jahren als Nachrichtensprecher zur Axel Springer SE und sieht sich seither mit heftiger Kritik konfrontiert.

Jetzt, nach einer Woche Urlaub im Ausland, hat er sich endlich ausführlich geäußert. Auf seinen Social-Media-Kanälen veröffentlichte Schreiber ein längeres Statement, in dem er direkt auf die öffentliche Debatte reagiert.

"Mich haben viele Glückwünsche erreicht"

Schreiber beginnt seine Nachricht mit einem Rückblick auf die vergangenen Tage: "Nachdem ich eine Woche völlig raus war und auch mein Telefon zum ersten Mal seit langer Zeit weitgehend unberührt gelassen habe, lese ich seit gestern die vielen, vielen Rückmeldungen und Kommentare zu meinem tagesschau-Abschied und meinem beruflichen Wechsel zu Axel Springer."

Die Reaktionen seien gemischt gewesen, so Schreiber. "Mich haben viele Glückwünsche erreicht: Die bezogen sich häufig darauf, dass ich künftig wieder selbst berichten und analysieren werde. Dass ich – nachdem ich mich in den vergangenen Jahren damit zurückgehalten habe – wieder zu meinen Stammthemen zurückkehre."

Doch natürlich hat sein Statement andere Gründe und nach einer kurzen Einleitung spricht Schreiber endlich das Thema an, das aktuell in aller Munde ist.

"Pauschales Springer-Bashing ist zu unterkomplex"

Besonders häufig habe er eine Frage gelesen: "Warum Axel Springer?" Schreiber zeigt sich über die Debatte nicht überrascht: "Denn, dass dieser Wechsel polarisieren dürfte, war mir von Anfang an klar."

Seine Antwort fällt deutlich aus: "Ich denke, wer so schreibt, macht es sich zu einfach. Springer hat ein breites journalistisches Portfolio, neben BILD auch Welt und internationale Marken wie Business Insider, Onet oder Politico. Prominente Journalisten des Unternehmens wie Paul Ronzheimer oder Robin Alexander genießen jenseits aller Marken- und Mediengrenzen einen hervorragenden Ruf."

Auch auf konkrete Vorwürfe geht Schreiber ein: "'Was ist mit den Skandalen?' schrieben ein paar Kritiker zu meinem Wechsel." Seine Reaktion: "OK, wollen wir jetzt anfangen, Skandale der einzelnen deutschen Medien aufzuzählen und gegeneinander aufzurechnen? Ernsthaft? Auch die beim Spiegel, ARD und ZDF? Wo soll eine solche Auseinandersetzung enden?"

Die Kritik an Springer insgesamt lässt er nicht gelten: "Nein, pauschales Springer-Bashing ist zu unterkomplex."

Klare Haltung zu Israel und zum globalen Wandel

Ein weiterer Kritikpunkt, so Schreiber, sei Springers Haltung zu Israel. Darauf geht er mit einer Gegenfrage ein: "Aber: Das Existenzrecht Israels anzuerkennen, sollte für einen deutschen Journalisten doch eigentlich kein Problem sein, oder?"

Daneben nennt Schreiber auch inhaltliche Gründe für seinen Wechsel. "Was mich auch zu meiner Entscheidung bewegt hat: Die historische Neuordnung der Welt um uns herum. Globale Macht wird neu verteilt. Die Ära des Westens, wenn man sie so nennen will, scheint zu enden. Das künftig als Journalist zu analysieren und einzuordnen, finde ich wahnsinnig spannend."

Auch der strukturelle Wandel in der Medienlandschaft spielt für ihn eine Rolle: "Ein anderer Wandel kommt hinzu: Der unserer Medienwelt. Die Digitalisierung, die sich lange neben TV, Radio, Print vollzog, übernimmt unserer aller Medienkonsum. Diesen Wandel mitzugestalten, sehe ich als große Chance und darauf freue ich mich."

Zweifellos ist Schreibers Statement gut geschrieben und grundsätzlich nachvollziehbar. Ob es Kritiker zufriedenstellt, ist eine andere Frage. Immerhin bleibt für sie die Hoffnung, dass Schreiber die Arbeit der Springer-Gruppe beeinflusst - und nicht andersrum.