Dicke Luft im "Tagesschau"-Studio? Constantin Schreibers kalter Abschied

Constantin Schreiber hat die "Tagesschau" auf erstaunlich unterkühlte Art verlassen. Ein Hinweis auf böses Blut?

Constantin Schreiber sitzt in einem Sessel im Riverboat-Studio. - Foto: IMAGO / STAR-MEDIA

Constantin Schreiber hat große Pläne.

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Redakteur
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Der letzte Auftritt von Constantin Schreiber bei der "Tagesschau" dauerte nicht lang und verlief bemerkenswert still. Kein Applaus, keine Blumen, kein Dank vor laufender Kamera. Es war ein Abgang, in dem wenig gesagt wurde und der gerade deshalb viele Fragen aufwirft.

Kein Mann der großen Worte

"Auf eigenen Wunsch" soll Schreiber gegangen sein, so die offizielle Sprachregelung. Doch wer seine letzte Sendung am 25. Mai verfolgte, konnte sich des Eindrucks nicht erwehren: Hier verabschiedete sich jemand, der im Studio kaum noch stattfindet. Während frühere Kolleginnen wie Linda Zervakis oder Judith Rakers mit offenen Armen und rührenden Szenen verabschiedet wurden, wirkte Schreibers letzter Auftritt seltsam distanziert.

Nur ein einzelner Satz bleibt hängen: "Wohin du auch gehst, geh mit deinem Herzen." Kein Rückblick, kein offizieller Dank ans Team. Das wirkt bewusst unterkühlt – ein Hinweis auf ein zerrüttetes Verhältnis hinter den Kulissen?

Wie herzlich war der nachgereichte Abschied?

Was öffentlich fehlte, wurde später in einem privaten Instagram-Video nachgereicht. Dort ist zu sehen, wie Kolleginnen und Kollegen aus der Redaktion ihm applaudieren, als er aus dem Studio zurückkehrt. Schreiber selbst hatte Snacks vorbereitet und eine kleine Abschiedsrunde organisiert. Das wirkt nicht nur ein wenig inszeniert – der größte Teil des Publikums wird es auch nie sehen.

Warum? War es eine Entscheidung der Redaktion? Ein Wunsch Schreibers? Oder ein erstaunlich öffentlicher Ausdruck interner Spannungen?

Ein kontroverser Wechsel

Der Zeitpunkt des Abschieds dürfte kaum zufällig gewählt sein. Ab September wird Constantin Schreiber als "Global Reporter" für den Axel-Springer-Konzern tätig sein, mit Einsätzen in Tel Aviv und New York. Ein Wechsel, der in der Branche durchaus kritisch gesehen wird – besonders, wenn er aus einem öffentlich-rechtlichen Umfeld heraus erfolgt.

Schreibers künftiger Arbeitgeber steht regelmäßig in der Kritik, etwa wegen seiner publizistischen Ausrichtung. Dass dieser Wechsel möglicherweise nicht überall im NDR gutgeheißen wurde, liegt nahe. Ob das Verhältnis zwischen Sender und Sprecher vor dem Abschied bereits belastet war, bleibt Spekulation - aber der Verlauf des Abschieds gibt Anlass dazu.