Harte Worte

Florian Silbereisen: Kein Fan von Schlager – ARD-Chef lässt Bombe platzen

Klare Worte aus der Chefetage: Warum ausgerechnet der ARD-Vorsitzende mit Silbereisens Shows fremdelt.

Florian Silbereisen beim Schlagerbooom Open Air 2025. Er singt ins Mikrofon. - Foto: IMAGO / Harald Deubert

Florian Silbereisen lockt immer wieder ein Millionenpublikum an.

© IMAGO / Harald Deubert

Redakteur
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Florian Silbereisen steht für Schlager, Samstagabendglanz und stabile Quoten – gerade für die ARD. Doch dass ausgerechnet der oberste Senderchef nun öffentlich zugibt, selbst wenig mit dem Format anfangen zu können, sorgt für Aufsehen.

"Nicht mein Musikgeschmack" – Kritik mit Nachsatz

Florian Hager, seit Januar ARD-Vorsitzender, nahm in einem Streitgespräch mit Die Zeit kein Blatt vor den Mund. Auf die Frage, wie er zu Formaten wie den Schlagershows mit Silbereisen steht, sagte er überraschend offen:
"Das ist auch nicht unbedingt mein Musikgeschmack, aber da schalten sehr, sehr viele Menschen ein, und für die ist es auch ganz wichtig, dass es diese Sendungen gibt."

Eine diplomatische Antwort, aber auch ein ungewohnter Seitenhieb gegen eine der quotenstärksten Unterhaltungsmarken im Ersten.

Hagers Balanceakt

Der Senderchef steht unter Druck. Die ARD sieht sich Kritik an ihren Programmstrukturen, ihrer Repräsentation und dem Rundfunkbeitrag ausgesetzt. Hager versucht, Brücken zu bauen – und betont zugleich die gesellschaftliche Wirkungskraft populärer Formate:
"Die 'Lindenstraße' oder der 'Tatort' haben vielleicht mehr bewegt als manche Doku-Reihe", erklärte er. Unterhaltung könne demokratiestiftend sein.

Silbereisen scheint also nicht sein Fall – aber ein notwendiger Baustein im großen Puzzle öffentlich-rechtlicher Vielfalt.

"Wir erreichen nicht mehr alle": ARD in der Legitimationskrise

Mehr als ein musikalisches Geschmacksbekenntnis war Hagers Kommentar ein Symptom für ein tiefer liegendes Problem. "Es bereitet mir Sorgen, dass wir Teile der Bevölkerung gar nicht mehr erreichen," sagte er. Damit meint er nicht nur politisch anders Denkende, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrund.

Das Ziel sei, ein Programm zu bieten, das möglichst viele Menschen anspricht – auch solche, die sich bislang vom öffentlich-rechtlichen Angebot nicht vertreten fühlen.

Was Hagers Statement bedeutet – und was nicht

Obwohl Florian Silbereisen selbst nicht zur Lieblings-Playlist des ARD-Chefs gehören dürfte, stellt niemand seine Rolle im Programm ernsthaft infrage. Seine Shows sichern der ARD regelmäßig hohe Marktanteile und erreichen Zielgruppen, die andere Formate nicht mehr binden.

Doch Hagers Aussage wirft einen neuen Blick auf die internen Diskussionen innerhalb der öffentlich-rechtlichen Sender: Wie viel Unterhaltung ist notwendig? Und wie gelingt der Spagat zwischen Einschaltquote und gesellschaftlichem Auftrag?

Silbereisen bleibt also, auch wenn er nicht überall für Begeisterung sorgt.