Jürgen Hingsen: Diese Olympia-Panne wurde für ihn zum Albtraum!
Während der Olympischen Spiele 1988 wurde der deutsche Sportler Jürgen Hingsen disqualifiziert - ein Fehler, der ihn bis heute verfolgt.
Der 28. September 1988 - dieses Datum wird der ehemalige Zehnkämpfer bis ans Ende seines Lebens nicht vergessen. Es war der Tag, an dem er als "Depp der Nation" in die deutsche Sportgeschichte einging. Leichtathletik-Legende Jürgen Hingsen (66) durfte im Sommer 1988 in Südkoreas Hauptstadt auf der Laufbahn antreten. Er hatte sich für die Olympischen Spiele in Seoul qualifiziert und hätte das Stadion mit einer Goldmedaille verlassen können, wenn er nicht drei Mal denselben folgenschweren Fehler gemacht hätte.
Ein Moment, der Deutschland den Atem raubte
"Jetzt muss er - Gott behüte - auf ein Zehntel verzichten, um nicht gleich am Ende aller Hoffnungen, aller Träume zu sein", kommentierte Leichtathletik-Reporter Dieter Adler kurz vor dem Startschuss. Eine Bitte oder ein Ausdruck seiner Sorge?
Hingsen hatte in den Jahren zuvor beeindruckende Bestleistungen bei verschiedenen Wettkämpfen erzielt. Während der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles holte er Silber und schaffte es auf den zweiten Platz. In Seoul hätte er die Chance auf Gold gehabt - doch diese verspielte er durch einen ärgerlichen Fehler. Nach zwei Fehlstarts beim 100-Meter-Lauf wurde es ernst. In Deutschland hielten die Zuschauer vor dem Bildschirmen den Atem an - es war die letzte Chance für die Sport-Ikone. "Jetzt gilt es wirklich Daumen halten und hoffen, dass er nicht die Dummheit begeht, ganz früh wieder in den Start hineinzugehen", kommentierte Adler die angespannte Situation.
Doch die Befürchtung des ARD-Reporters bewahrheitete sich: Jürgen Hingsen leistete sich einen dritten und finalen Fehlstart und wurde disqualifiziert. Auch der Versuch, diese Entscheidung anzufechten, bliebt erfolgslos.
"Ich habe noch heute Albträume"
Sein wiederholtes Versagen machte ihn zum "Depp der Nation" - ein Etikett, dass ihn noch viele Jahre begleiten sollte. Nach seiner missglückten Teilnahme sagte der Spitzen-Sportler in einem Interview, er könne "voll verstehen, dass die Zuschauer, die da sitzen, sich nachts den Kaffee zurechtgestellt haben und den Mist gesehen haben, frustriert und total verärgert sind." Über seinen Fehler ärgerte sich wahrscheinlich niemand so sehr wie Jürgen Hingsen selbst. Ein Jahr später beendete er seine Karriere - und blieb damit für immer ein tragischer Held der deutschen Leichtathletik.