Peter Maffay: "Mein Leben ist ein Marathon!" Deshalb macht er Schluss
Ein letztes Mal noch geht es für Peter Maffay auf Tournee. Der Sänger möchte danach mehr Zeit mit seiner Familie verbringen.
Die Aufregung ist groß im Kölner „Music Store“. Peter Maffay hat mitsamt seiner Band zur Pressekonferenz geladen, um seine Abschiedstournee ab Juni 2024 anzukündigen. Plötzlich stößt auch US-Superstar Anastacia dazu. Fotografen, TV-Teams, Hörfunkreporter – alle drängeln sich um die besten Plätze. Eine Stunde später sitzt Maffay schon wieder entspannt in einem braunen Ledersessel.
Peter Maffay spricht über sein Karriere-Aus
Im nächsten Sommer gehen Sie zum letzten Mal auf große Stadiontournee. Hat man mit fast 75 Jahren immer noch Lampenfieber?
Oh ja. Es kann immer etwas passieren, womit man nicht gerechnet hat. Auch die eigene Verfassung ist nicht immer gleich. Dennoch weiß man, dass man liefern muss. Wenn man das nicht tut, bekommt man die Quittung. Deswegen gibt es diese Anspannung. Ohne Lampenfieber käme ich mir ein bisschen seelenlos vor. Dann wäre kein Feuer da.
Was bedeutet der endgültige Abschied vom Tourleben für Sie persönlich?
Mehr Zeit für meine Kinder Anouk und Yaris. Mehr Zeit für meine Frau Hendrikje. Aber auch mehr Zeit für Peter. Ich habe noch viel vor. Meine Stiftung, neue Projekte, die noch ungelegte Eier sind … Ich habe keine Angst, dass irgendein Zug an mir vorbeifährt. Das Leben hat es gut mit mir gemeint. Ich war fast 55 Jahre auf Tour. Jetzt ist Platz für etwas anderes.
Erinnern Sie sich an ihren allerersten Auftritt auf einer Bühne?
Das war in der ersten oder zweiten Klasse und ich spielte einen Gartenzwerg. Das hat vielen Leuten Spaß gemacht. Mir auch… (lacht).
Ich meinte eher musikalisch…
Das war gar nicht so einfach. Ich bin in Rumänien in einer Diktatur groß geworden. Wir waren von der ganzen westlichen Kommunikation abgeschottet, auch von der Musik. Nachts konnte ich heimlich Radio Luxemburg auf Kurzwelle hören, mit ganz vielen Störgeräuschen. Statt Rockmusik gab es für mich damals klassischen Geigenunterricht.
Hatten Sie Talent?
Überhaupt nicht. Ich spielte grauenhaft. Aber ich hatte dem Willen meiner Mutter nichts entgegenzusetzen. Sie war eine resolute kleine Frau, die sich immer durchsetzte. Erst mit 14 sagte ich zu ihr: "Das war’s." Freunde von mir hatten Wandergitarren, die ich zu spielen lernte. Die Mädchen mochten es. Das ist bis heute so geblieben (lacht).
Machen Sie mit Ihren Kindern auch Musik?
Oh ja. Mein Sohn Yaris ist 19 und wird ebenfalls Musiker. Ohne in meine Fußstapfen zu treten. Er lebt zwar inzwischen bei uns in Tutzing, geht aber seinen eigenen Weg. Und die bald fünfjährige Anouk singt sehr viel und laut.
Neuerdings singen Sie auch mit US-Star Anastacia, die Sie auf Ihrer Tour begleiten wird.
Eine Fügung, denn sie passt gut zu uns – und wir hoffentlich auch zu ihr. Anastacia hat ihr Herz am richtigen Fleck und man hört es. Sie wird uns in Grund und Boden singen.
Was haben Ihnen Ihre Eltern mitgegeben, wofür Sie heute noch dankbar sind?
Meine Mutter hat mir den Jähzorn mitgegeben. Sie war sehr impulsiv und ungeduldig. Auch ich kann ungespitzt durch die Decke gehen, wenn ich wütend bin. Mein Vater war genau das Gegenteil: ein überlegter Mann mit Prinzipien, der seinen Willen eher leise durchgesetzt hat. Die Mischung dieser beiden Charaktere macht mich aus.
Und was bedeutet für Sie Glück?
Ich bin vom Sternzeichen Jungfrau – und bei denen ist es ja bekanntlich so, dass sie den Bleistift von der linken Seite des Schreibtischs auf die rechte rüber rücken, weil es ästhetischer aussieht …
… Sie sind also ein Pedant?
Ja (lacht). Wenn ein Bild schief an der Wand hängt, kann ich nicht vorbeilaufen, ohne es gerade zu rücken. Deshalb sind in meinem Leben mit einer gewissen Disziplin Dinge erreichbar, die ich aus einer Position des Chaos heraus nie schaffen kann. Ich muss mich immer ein bisschen anstrengen, manchmal sogar schinden. Wobei mich das nicht stört. Ich habe erkannt, dass ich als kleinerer Mensch etwas mehr trainieren muss, um über eine Hürde zu kommen. Mein Leben entspricht keinem Sprint, sondern eher einem Marathon.
Gibt es ein Ziel, das Sie noch erreichen möchten?
Ich will niemandem zur Last fallen, sondern selbstbestimmt bleiben, so lange es geht. Und ich möchte so alt werden, dass ich am Abiturball von Anouk noch mittanzen kann.
Erinnert ihr euch an die "The Voice of Germany"-Gewinner der letzten Staffeln? Hier im Video seht ihr alle auf einen Blick:
Quelle
Mini