„Zwangsdiät“ im Knast: Boris Becker mit schockierenden Geständnissen
Boris Becker spricht in seinem neuen Buch „Inside“ so offen wie nie über seine Zeit hinter Gittern – von Hunger, schockierenden Erlebnissen bis hin zu seiner großen Liebe Lilian.

Boris Becker spricht offen wie nie zuvor über seine Zeit im Gefängnis.
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Kaum ein deutscher Promi polarisiert so stark wie Boris Becker. Einst gefeierter Tennisheld, dann verurteilt wegen Insolvenzstraftaten und schließlich sieben Monate hinter britischen Gefängnismauern. In seinem Buch „Inside“ lässt der 57-Jährige nun tief blicken: Wie er Hunger litt, Schreie hörte, die ihn bis heute verfolgen, und warum seine Partnerin Lilian für ihn der wichtigste Halt im Leben wurde.
„Ich war einfach nur hungrig“
Besonders eindringlich beschreibt Becker die Härte seiner Haft im berüchtigten Gefängnis Wandsworth. Schon in der ersten Nacht quälten ihn Schreie, die „klangen, als ob jemand Schmerzen hätte, als ob jemand Hilfe bräuchte, als ob jemand stirbt“. Dazu kam der tägliche Kampf ums Essen.
„Hier im Gefängnis verspürte ich zum ersten Mal im Leben Hunger“, gesteht Becker. Das Gefühl sei so stark gewesen, dass er jede Mahlzeit hastig verschlang, nur um vielleicht noch einen Nachschlag zu ergattern. „Ich war einfach nur hungrig: morgens, wenn ich aufwachte und abends, wenn ich auf dem engen Bett lag und einzuschlafen versuchte.“
So viel Gewicht hat er verloren
In den ersten vier Wochen nahm Becker ganze sieben Kilo ab und das, obwohl er kaum Bewegung hatte. Seine heutige Ehefrau Lilian bemerkte sofort, wie stark er abgemagert war, und versuchte die bedrückende Situation mit Humor zu überspielen.
Noch härter traf den ehemaligen Tennisstar, dass er im Knast keine eigenen Medikamente einnehmen durfte, obwohl seine lange Verletzungsliste von Knieproblemen bis hin zu einer künstlichen Hüfte reicht. „Es war total egal, was mir mein Arzt in München verschrieben hatte. Im Gefängnis kann man sich seine Medikamente nicht aussuchen“, so Becker.
So sah Boris Alltag als Häftling A2923EV aus
Von Ruhm und Glamour war im Knast nichts übrig. Becker war dort schlicht der Häftling mit der Nummer A2923EV. Seine Zelle beschreibt er als schimmlig und trist, Halt fand er in Telefonaten mit Lilian, Atemübungen und sogar einem Philosophie-Kurs über Stoizismus.
Auch gefährliche Situationen blieben nicht aus: Nach einem verlorenen Pokerspiel geriet er mit Mithäftlingen aneinander. „Es ging ums nackte Überleben, nichts weiter. Versuchen zu essen, versuchen zu schlafen“, fasst Becker zusammen.
Die Liebe war sein Rettungsanker
Während viele vermeintliche Freunde ihn im Stich ließen, erwies sich Lilian de Carvalho Monteiro als Fels in der Brandung. Becker nennt sie in der Widmung seines Buchs „die Frau, die mich gerettet hat“. Heute sind beide verheiratet und erwarten ihr erstes gemeinsames Kind.
Auch seine Mutter Elvira, die inzwischen verstorben ist, spielte eine große Rolle. „Sie und Lilian sind der Grund, warum ich heute hier bin. Ich liebe euch beide“, schreibt Becker.
Nach der Haft: Neustart in Mailand
Nach siebeneinhalb Monaten Haft wurde Becker nach Deutschland abgeschoben – mit kaum mehr als Schulden im Gepäck. „Das muss man sich mal vorstellen: Du sitzt siebeneinhalb Monate im Knast, und wenn du rauskommst, wollen sie immer noch mehr von dir.“
Heute lebt der Ex-Tennisprofi in Mailand. Sein Buch soll zeigen, dass es den „alten Boris Becker“ so nicht mehr gibt. Unter dem Untertitel „Gewinnen – Verlieren – Neu beginnen“ schildert er seine Läuterung: weniger über andere urteilen, sich selbst hinterfragen und das Leben neu bewerten.
Seine Lektion aus der schwersten Zeit seines Lebens fasst er mit einem Satz zusammen: „Das Gefängnis lässt dich nie ganz los.“