"Eitler Gockel": Ex-"Tagesschau"-Sprecher Constantin Schreiber sorgt für Kritik
Constantin Schreiber verlässt die "Tagesschau" – und polarisiert mit der Entscheidung um seinen neuen Job. Die Wahl kommt nicht bei allen gut an.

Constantin Schreiber gönnt sich erstmal eine Pause.
© © WDR/Melanie Grande
Kaum hatte Constantin Schreiber seine letzte 20-Uhr-Ausgabe der "Tagesschau" gesprochen, die Vermutungen über böses Blut hinter den Kulissen weckte, sorgte er schon mit seinem nächsten Karriereschritt für Gesprächsstoff: Der 45-Jährige wird ab September 2025 für das Axel Springer Global Reporters Network tätig sein – mit Sitz in Tel Aviv. Von dort soll er künftig für "Bild", "Welt", "Politico" und andere Marken des Medienkonzerns über den Nahen Osten berichten.
Während einige Fans, die den 45-Jährigen bislang wegen seiner Neutralität schätzten, den beruflichen Weg zu einem der umstrittensten Medienhäuser Deutschlands kritisch sehen, ist es für Schreiber eine Rückkehr zu seinen Wurzeln: Als Nahost-Experte und arabischsprachiger Journalist war er bereits vor seiner "Tagesschau"-Zeit aktiv, veröffentlichte mehrere Bücher zu Islam und Gesellschaft und wurde für seine Reportagen ausgezeichnet. Nun soll er geopolitische Entwicklungen aus der Region einordnen – in Artikeln, Podcasts und Dokus.
"Back to the roots" – aber mit Beigeschmack
In einem Interview zeigte sich Schreiber voller Vorfreude auf die neue Aufgabe. Die dreimonatige Auszeit vor dem Start sei "eine Premiere" in seinem Leben, die neue Rolle beim Global Reporters Network eine "große Chance". Doch nicht alle teilen seinen Optimismus.
Besonders in sozialen Netzwerken ließ die Kritik nicht lange auf sich warten. Unter einem "Zeit"-Post bei Instagram, der ein Interview mit Schreiber bewarb, häuften sich kritische Kommentare. "Seine Seele an Springer zu verkaufen, kann man tun – muss man aber nicht", heißt es dort. Ein anderer Nutzer nennt ihn "einen eitlen Gockel", der seine journalistischen Prinzipien zugunsten der Karriere verraten habe.
Image als Stolperstein
Der Axel-Springer-Konzern steht regelmäßig in der Kritik – wegen inhaltlicher Ausrichtung, personeller Entscheidungen oder seiner Nähe zur Politik. Entsprechend heikel wirkt der Wechsel dorthin für einen Journalisten, der sich bislang als neutraler Nachrichtenmann inszenierte.
Schreiber selbst nahm die Vorbehalte im Interview gelassen: Er wisse, dass "manche den Verlag nicht mögen", sehe aber vor allem die journalistische Relevanz seiner neuen Aufgabe. Dass er nun als Aushängeschild für ein internationales Springer-Projekt fungiert, dürfte die Diskussion jedoch weiter anheizen.