Astrid Lindgren jung: Sie lebte mit ihren Kindern in Armut
Astrid Lindgren wird gefeiert als Königin der Kinderbücher. Sie schrieb über unbeschwerte Kindertage, Glück und Kaspereien. Wer die Werke der schwedischen Schriftstellerin kennt, kann sich kaum vorstellen, wie steinig ihr Lebensweg in Wirklichkeit war. So gab Astrid Lindgren als junges Mädchen ihren eigenen Sohn weg.
Pippi Langstrumpf – was bist du doch für ein besonderes Mädchen! Vor 75 Jahren erschien ihr erstes Abenteuer, welches Millionen von Kindern weltweit auf dem Weg zu Erwachsenwerden begleitete. Astrid Lindgren ist die Schöpferin des Mädchens, das Tabus bricht, Erwachsene nicht ernst nimmt, herzlich, selbstlos und lebensfroh ist. Materialismus und Habsucht sind ihr fremd und ihre Herzensklugheit macht noch heute selbst erwachsene Leser glücklich. Doch während die schwedische Buchautorin diese Zeilen über eine glückliche Kindheit und ein mutiges Mädchen schrieb, bekam sie selbst viele Steine in den Weg gelegt. Welches Schicksal ereilte die junge Astrid Lindgren?
Astrid Lindgren erfand Pippi Langstrumpf für ihre kranke Tochter
Die wohl bekannteste Romanfigur Astrid Lindgrens ist Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf. Die Idee zu dem Roman kam der Autorin im kalten schwedischen Winter 1941, als ihre damals siebenjährige Tochter Karin (heute 87 Jahre) mit einer Lungenentzündung das Bett hütete. Also ließ Astrid Lindgren ihrer Fantasie freien Lauf und erzählte ihr eine Geschichte über ein Mädchen, das mit einem Affen und einem Pferd in der Villa Kunterbunt lebt: Pippi Langstrumpf war geboren!
Einige Jahre später schrieb Astrid Lindgren die Geschichte auf und schenkte das Manuskript ihrer Tochter Karin zum zehnten Geburtstag am 21. Mai 1944. Gleichzeitig bot sie es dem Bonnier Verlag an. Im Anschreiben umriss Astrid kurz Pippis außergewöhnlichen Charakter und ihre bemerkenswerten Eigenschaften und schloss mit den Worten „in der Hoffnung, dass Sie nicht das Jugendamt informieren“. Das tut der Lektor nicht, er will die Geschichte aber auch nicht drucken – wohl der größte Fehler seines Lebens. Ein Jahr später findet sich jedoch mit "Rabén & Sjögren" ein Verleger, der mutig genug ist, die Geschichten abzudrucken. Was für ein Glück! Am 1. September 1945 erschien das erste Buch von "Pippi Langstrumpf". Die heldenhafte Romanfigur erfand die junge Astrid Lindgren also für ihre eigene Tochter.
Astrid Lindgren bekam sehr jung einen Sohn
Dabei hatte die junge Astrid Lindgren eigentlich nie vor, Schriftstellerin zu werden. Astrid Anna Emilia Ericsson wurde am 14. November 1907 auf dem Hof Näs im schwedischen Vimmerby geboren. Als Volontärin bei der örtlichen Zeitung verliebt sie sich in den Chefredakteur Reinhold Blomberg. Schließlich wurde sie von ihm schwanger. Eine Schande in dieser Zeit! Denn: Astrid Lindgren war gerade einmal 18 Jahre jung und ihr Chef war verheiratet und hatte bereits sieben Kinder! Am 4. Dezember 1926 kam schließlich der uneheliche Sohn Lasse († 1986) zur Welt. Als junge Mutter war Astrid Lindgren mittellos und gab ihr Baby voller Verzweiflung zu einer Pflegefamilie. Nach drei Jahren, als die Pflegemutter schwer krank wurde, holte Astrid Lindgren ihren Sohn zu sich. Von nun an lebte mit ihm in einem einfachen Zimmer. Diese harte Zeit hat später großen Einfluss auf ihr Schreiben – über kleine Helden, die mutig, bärenstark und unabhängig sind.
Ob Michel aus Lönneberga, Pippi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter, heute sind ihre Bücher in 106 Sprachen übersetzt und bereits 165 Millionen Mal verkauft worden. Astrid Lindgren blieb trotz Weltruhm bescheiden. Natürlich gibt es auch Kritik – nie von Kindern, nur von Erwachsenen. Diesen begegnet die Bestsellerautorin mit entwaffnendem Humor: „Kein normales Kind isst beim Kaffeekränzchen eine ganze Torte auf, schrieb jemand entrüstet. Das stimmt ja auch. Ein normales Kind hebt aber auch kein Pferd hoch. Doch wer dazu in der Lage ist, kann auch eine ganze Torte verdrücken!“ Als die Königin der Kinderbücher im Jahr 2002 im hohen Alter von 94 Jahren starb, sagt „Pippi Langstrumpf“-Darstellerin Inger Nilsson in ihrer berührenden Trauerrede: „Ich durfte dich kennen, Astrid, das ist der größte Reichtum.“
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